Durch unsere Sinne nehmen wir die Welt wahr. Sie bestimmen under Erleben. Die Erfahrungsstationen in der Ausstellung Sinnstationen, zum Beispiel, laden Sie ein, die eigenen Sinne zu aktiv zu entdecken und zu erleben.
Der Ames'sche Raum ist bekannt für seine erfahrbare Täuschung der Größenkonstanz. Aus einer bestimmten Perspektive betrachtet, wirken zwei gleich große Menschen im Raum unterschiedlich groß. Der Grund für diese optische Täuschung liegt in der Konstruktion der hinteren Wand und Fenster, die das Zimmer von einem bestimmten Standpunkt aus ganz normal und rechteckig erscheinen lassen. Tatsächlich ist aber die linke Ecke fast doppelt so weit vom Auge des Betrachters entfernt wie die rechte. Noch attraktiver kann dieses Groß-Exponat durch Möbel, Kamera und Monitore oder durch gestaltete Außenwände sein.
Die Rotation einer einfarbigen Kreisscheibe um ihren Mittelpunkt können wir kaum erkennen, da sie in jeder Stellung gleich aussieht. Bei einem Quadrat bemerken wir eine solche Rotation an der Bewegung seines Randes und nehmen auf Grund unserer Erfahrungen an, dass auch sein Inneres sich mitbewegt. Verdeckt man den Rand teilweise, so reichen dessen noch sichtbare Fragmente für unser Sehsystem nicht mehr aus, um eine Drehung des Quadrates wahrzunehmen. Jedoch scheint es zu pulsieren, weil je nach Orientierung des Quadrates mal mehr mal weniger von ihm sichtbar ist.
Hier lernt man ein altes Verschlüsselungsverfahren kennen - einfach und effektiv. Der Name stammt vom römischen Feldherren Gaius Julius Caesar, der diese geheime Kommunikation für militärische Zwecke verwendete. Es heißt, dass Caesar eine Verschiebung des Alphabetes um drei Buchstaben verwendete, aber die Anzahl ist beliebig, solange der Empfänger sie kennt!
Manchmal fällt es schwer Abstände korrekt zu schätzen, da benachbarte Abstände ebenfalls berücksichtigt werden. Das Gummiband über dem blauen Trapez soll mit dem Finger so zur Unterkante gezogen werden, dass die Abschnitte des Gummibandes links und rechts vom Finger gleich lang sind. Die Schiefe des Trapezes irritiert dabei so sehr, dass man fast immer daneben liegt. Ähnlich verblüffend ist das andere Experiment, bei dem man den mittleren Winkel genau in die Mitte der Metallstange schieben soll. Seine Enden sind nämlich von den Enden des linken Winkels weiter entfernt als von denen des rechten Winkels. Der obenauf liegende Maßstab dient zur Überprüfung der eigenen Einschätzung.
Nimmt man erst die kleine und danach die große Flasche in die Hand, so scheint die kleine Flasche deutlich schwerer zu sein. Die Waage zeigt aber, dass beide Flaschen das gleiche Gewicht haben. Hier wird deutlich, dass unsere Wahrnehmung die Sinnesempfindungen mit Vorerfahrungen verknüpft. Wir erwarten ein bestimmtes Gewicht, wenn wir die kleine Plastikflasche sehen. Das unerwartet hohe Gewicht wird überinterpretiert.
Größen nehmen Menschen nicht absolut, sondern relativ wahr. Sie werden immer in das Verhältnis zu benachbarten Maßen gesetzt. Beim "Gleich oder Ungleich" wird die größere Länge des äußeren Bogens leicht als Signal dafür missverstanden, die Platte insgesamt als größer zu sein, was allerdings nicht stimmt. Legt man die Platten anschließend aufeinander, steht endgültig fest, dass sie gleich groß sind.
Je nachdem wo im Bild die zweite magnetische Figur platziert wird, erscheint sie uns größer oder kleiner als diejenige im Vordergrund. Zum einen hat das Auge aufgrund der perspektivischen Zeichnung einen Vergleich, zum anderen haben wir erfahren, dass Dinge in der Ferne kleiner werden. Die "logische" Schlussfolgerung scheint daher zu sein: die hintere Figur ist größer...
Kann eine gerade Stange sich um ihre Achse drehen und einen gebogenen Schlitz passieren? Es sieht nicht danach aus, aber die Stange passt trotzdem locker und mit Schwung hindurch! Dadurch, dass sie schräg angebracht ist, sind die Stangenenden weiter von der Drehachse entfernt als die Stangenmitte, das heißt die Schlitzenden müssen ebenfalls weiter von der Drehachse entfernt sein als die Schlitzmitte - daher die gebogene Form!
Wenn wir eine Folge von Graphiken sehen, erkennen wir ab einer bestimmten Geschwindigkeit nicht mehr einzelne Bilder, sondern eine fließende Bewegung. Dazu ist eine deutliche Trennung der Bilder wichtig. Dieses Prinzip wird beim Kino und Fernsehen genutzt. Es gibt eine Vielzahl verschiedener Mechanismen, um eine scheinbare Bewegung eigentlich statischer Bilder zu erreichen - beginnend mit einem einfachen Daumenkino.
Alles hat zwei Seiten - oder? Nicht ganz. Das Möbiusband beweist das Gegenteil. Hier fährt ein magnetisches Auto ohne "Abheben" auf dem Band entlang und gerät so von der Außen- auf die Innenseite und umgekehrt. Man kann einfach ein Model formen, indem man einen Streifen Papier halb verdreht und die Enden dann verbindet, so dass eine Schleife entsteht. Das Möbiusband wurde von den Mathematikern August Ferdinand Möbius und Johan Benedict Listing entdeckt.
Mehrere Augenpaare blicken einem entgegen. Viele davon kommen einem schon auf den ersten Blick bekannt vor oder können sofort benannt werden. Und genau das ist die Herausforderung bei diesem Exponat. Jedes Augenpaar muss einer bekannten Persönlichkeit zugeordnet werden. Es ist erstaunlich, wie viele Persönlichkeiten man allein an ihren Augen erkennt.
Auf dem Bildschirm werden zwei rote Scheiben dargestellt, die sich mit einstellbarer Geschwindigkeit von den beiden oberen Bildschirmecken in die jeweils gegenüber liegende Ecke bewegen. Wenn sie sich in der Mitte treffen scheinen sie sich übereinander hinweg zu bewegen. Ertönt jedoch zu diesem Zeitpunkt ein "Pling" so wird diese Situation als Zusammenstoß mit Abprallen interpretiert. Unsere Sinne arbeiten bei der Wahrnehmung zusammen. Wenn das Ohr einen Zusammenstoß hört, dann sieht das Auge auch einen.
Warum nicht mal sich selbst tief in die Augen schauen? Die Pupille bestimmt die Lichtmenge, die in das Auge fällt. Wie eine automatische Blende beim Fotoapparat stellt sie sich automatisch in die Abhängigkeit von der Helligkeit ein. Die Helligkeit einer Lampe kann an einem Regler eingestellt werden, und die Veränderungen im Auge lassen sich in einem Vergrößerungsspiegel beobachten.
Eine Person horcht mit beiden Ohren an den Enden eines Schlauches, der vom Exponat herabhängt. Eine weitere Person klopft mit einem Holzstöckchen irgendwo auf diesen Schlauch. Da der dadurch ausgelöste Schall bis zum einen Ohr mehr Zeit benötigt, als bis zum anderen (außer man klopft genau auf die Mitte), entsteht der Eindruck, der Schall käme aus einer bestimmten Richtung.
Eine Drehung an der Tafel setzt ein Gemisch aus zwei verschiedenfarbigen Sanden in Bewegung und dadurch rieseln diese pulsierend wie das Blut in Adern und Herz, durch feinste Trichteröffnungen. Berge und Täler durchzogen von regelmäßigen, zweifarbigen Schichtungen bilden sich auf der einen Seite, auf der anderen immer größer werdende Erosionen. Ein anregendes Erlebnis durch ständig neue Formationen.
Auf einer Mattscheibe ist der Schatten eines drehenden Würfelgitters zu sehen. Obwohl unser Sehsystem dieses flache Bild dreidimensional interpretiert, ist es nicht in der Lage die Drehrichtung zu erkennen - durch die Projektion ist diese Information verloren gegangen, so dass mal die eine, dann die andere Drehrichtung wahrgenommen wird. Ein Blick durch die rückseitige klare Glasscheibe offenbart die tatsächlichen Verhältnisse.
Mehrere Experimente im Inneren der Schiefen Hütte führen eindrucksvoll vor Augen, wie leicht sich unser Gleichgewichtssinn durch unseren Sehsinn irritieren lässt: Kugeln rollen scheinbar aufwärts, ein frei beweglich aufgehängter Stab hängt scheinbar schief herab, ein Stuhl mit vollkommen waagerechter Sitzfläche scheint stark geneigt zu sein.
Am Bildschirm können vorgegebene Bilder mit der Maus zu einer Bilderfolge zusammengesetzt werden. Diese lässt sich mit wählbarer Geschwindigkeit abspielen. Bei ausreichend hoher Geschwindigkeit verbindet unser Sehsystem die Einzelbilder zu einer fließenden Bewegung - genau wie beim Daumenkino, Fernsehen, Video, im Kino oder bei Computerspielen und Computeranimationen.
Unser Sehsystem ist geübt darin, zweidimensionalen Bildern dreidimensionale Informationen zu entnehmen. Das "Unmögliche E" besteht aus zwei Teilbildern: dem Abbild eines dreidimensionalen "E" und dem Abbild von vier horizontalen Brettern. Obwohl sie farblich zusammenpassen, ergeben sie kein stimmiges Gesamtbild, da die gleiche schwarze Farbe im einen Bild eine Lücke bedeutet, im anderen Bild dagegen eine schwarze Fläche.
Man versuche, in einem halben Meter Entfernung auf einem Bein vor der wackelnden Wand zu stehen! Das Gleichgewicht zu halten ohne sich auf dem zweiten Bein abzustützen ist wirklich eine Herausforderung! Für unsere Orientierung im Raum sind sowohl der Gleichgewichtssinn als auch der Sehsinn von großer Bedeutung. Vor der wackelnden Wand liefern uns der Gleichgewichtssinn und das Auge widersprüchliche Signale.